Neues Zeitalter beginnt

25. April 2023 | Neubau Tagebuch, Pressespiegel

Pfrimmtal-Realschule plus: Schulgemeinschaft lebt sich ein und lernt Vorzüge der „Cluster-Schule“ kennen

Wormser Zeitung: Lernen in neuen Dimensionen

von Marina Held,
Wormser Zeitung vom 21.04.2023

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WORMS. Wenn Schulleiterin Simone Gnädig im Schulhaus unterwegs ist, blickt sie aktuell in Gesichter, die vor Begeisterung strahlen. Vorbei sind die Zeiten der Absperrgitter, Bagger und Baugerüste. Die Schulgemeinschaft der PfrimmtalRealschule plus ist nach den Osterferien in ihren neuen Schulbau umgezogen. In der Nievergoltstraße 63 ist damit endgültig das Zeitalter der „Cluster-Schule“ angebrochen. Die Schule als Lernund Lebensraum, als Ort, an dem alles möglich und eins ganz sicher nicht gewollt ist: täglich sechs Stunden Frontalunterricht.

Keine Berührungsängste mit neuer Lernumgebung

Eigentlich macht es gar nicht den Eindruck, als seien die Kinder und Jugendlichen erst vergangene Woche hier eingezogen. So etwas wie Berührungsängste sucht man an Tag sieben in der neuen Lernumgebung vergebens. Es ist Pausenzeit, auf der Sitztreppe in der Aula, dem Herzstück der „Schule der Zukunft“, haben es sich ein paar Kinder in Sitzsäcken bequem gemacht, quatschen oder machen Hausaufgaben. Wer noch ein bisschen Energie loswerden will, bevor es in die Nachmittagsbetreuung übergeht, trifft sich am Tischkicker im Eingangsbereich.

Wer fragt, bekommt Antwort, heißt es nicht umsonst: Spricht man die Kinder auf ihre neue Schule an, sprudeln die Antworten nur so aus ihnen heraus. Die elfjährige Diana drückt wohl aus, was alle denken. „Ich liiiiebe meine neue Schule“, ruft sie. Die Tafeln, die Aula, so ziemlich alles sei anders als im alten Schulgebäude. Klassenkameradin Mia haben es die Fenster zum Reinsetzen angetan. Die sind in den beiden oberen Stockwerken in die Wände eingelassen mit Panoramablick über die Aula. Schön sitzen kann man da und den Klassenkameradinnen und -kameraden auf der anderen Seite zuwinken natürlich auch. Ja, das hätten sie in den ersten Tagen ausgiebig getan, erzählen sie. Bei so viel Glas ist die Verlockung einfach zu groß. Irgendwann sei aber Ruhe eingekehrt. Man will ja auch mal wieder was lernen.

Die Sache mit den Clustern sei noch etwas ungewohnt, erzählen die Kinder. Eins wird von je zwei Klassenstufen „bewohnt“. Die fünften und sechsten Klassen teilen sich eine Lernumgebung, die Stufen sieben und acht und im Obergeschoss arbeiten die Klassen neun und zehn. Mariella erzählt, sie habe sich am Anfang noch im Schulhaus verlaufen. Und während Mia vom Raum für Bildende Kunst schwärmt, erzählt Saliha von den NaviRäumen, der Bibliothek. Die ist Jacqueline Öferlein-Burkhart und Tereza Neumann-Fukova ein Herzensanliegen. Das gemeinsame Fach der Lehrerinnen ist Deutsch. Was läge da näher, als zusammen die neue Schulbibliothek aufzubauen? Weil man hier Neues schaffen will, sind die Bücher aus der alten Bibliothek nicht mit umgezogen. Stattdessen haben die Lehrerinnen Buchhandlungen in der Umgebung angeschrieben und um Spenden gebeten. Wer hier zur Schule geht, soll Lesefreude entwickeln, eine Beziehung zum Buch aufbauen. Nicht bei allen sei dies von Haus aus gegeben. Dafür öffnen sie sich ganz verschiedenen Genres und hoffen auf weitere Spenden.

Kratzige Schiefertafeln sucht man an der Cluster-Schule lange. Stattdessen kann man die Whiteboards an den Wänden entlangschieben oder wahlweise auch mal abhängen. In den Navi-Räumen kommen Steckdosen und Gasanschlüsse in einer Einheit von der Decke geschwebt, die Tische im Kunstraum stehen auf Rollen und können in Sekundenschnelle von A nach B gerückt werden. Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst (SPD) kennt die Schule inzwischen wie seine Westentasche. Ihm war wichtig, vor der offiziellen Einweihung, zu der auch die Ministerin kommen wird, noch einmal im kleinen Rahmen zu zeigen, wie sich die Idee zum fertigen Projekt entwickelt hat. Als Lehrer weiß auch er natürlich, wie weit man hier entfernt ist von der klassischen „Flurschule“. Ein Sprung in den „Cluster“. Per Definition der PfrimmtalRealschule plus handelt es sich dabei jeweils um einen riesigen Gemeinschaftsraum mit Lernund Erholungsinsel in der Mitte. Von ihm gehen mehrere kleine Räume ab. In denen können die Lehrer neuen Unterrichtsstoff erklären vertiefen und daran weiter arbeiten lässt es sich dann ganz variabel. Zum Beispiel am Experimentiertisch im Gemeinschaftsraum. Den führt der Stadtentwicklungsdezernent dann gleich mal vor. In der „Schule der Zukunft“ ist alles in Bewegung.

Und sie ist so konzipiert, dass sie einen Übergang möglich macht. Der Weg weg von der Flurschule müsse eingeübt werden, erklärt Simone Gnädig.„Die Pädagogik wird wachsen“, sagt sie. Auch wenn nach einer Woche alles prima läuft, anzukommen braucht Raum und Zeit. Beides bietet die „Cluster-Schule“.

Foto: Andreas Stumpf

Fenster zum Reinsetzen und eine Sitztreppe, die zugleich Aula, Musiksaal und Bibliothek ist, als Herzstück der Schule. Für die Kinder und Jugendlichen der Pfrimmtal-Realschule plus noch ganz irreal, dass sie mit ihrer Schulwahl so ein Glück hatten. Foto: Andreas Stumpf/pp

 

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