Lernen in neuen Dimensionen
„Schule der Zukunft“ Pfrimmtal-Realschule plus soll Ende des Jahres einzugsbereit sein / Künftig nur noch drei Klassen pro Jahrgang
WORMS. Die beiden Schülerinnen, die etwas unschlüssig neben Schulleiterin Simone Gnädig über den neuen Estrich laufen, haben Glück. Sie besuchen die siebte Klasse – und können deshalb zumindest die letzten drei Jahre ihrer Schullaufbahn in dem neuen Gebäude der Pfrimmtal-Realschule plus verbringen. Neugierig betrachten sie die Zimmer, welche sich nur schwer voneinander abgrenzen lassen. Viel Glas, zwei Lichthöfe in den miteinander verbundenen Gebäudeteilen, Sichtbeziehungen zwischen allen Klassensälen – das ist das Konzept des Neubaus. Wobei Gnädig gar nicht von Klassensälen sprechen möchte. Vielmehr sind es Dimensionen, in denen das Lernen in Zukunft stattfinden soll – und zwar möglichst klassenübergreifend. Jeweils zwei Jahrgangsstufen bekommen ein solches ,,Cluster“ zugeteilt: einen Gemeinschaftsraum mit Lern- und Erholungsinseln in der Mitte, von dem mehrere kleinere Räume abgehen. In diesen erklären die Lehrer dann neuen Unterrichtsstoff, der anschließend im gemeinsamen Lernen im zentralen Raum vertieft wird. Statt Klassen im herkömmlichen Sinne gibt es dann drei Jahrgangsübergreifende Cluster für die fünften und sechsten, die siebten und achten sowie die neunten und zehnten Jahrgangsstufen. „Wir wollen weg von diesem starren Zeitplan“, erklärt Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst, „acht Stunden Frontalunterricht – das verhindert dieser Raum.“ Eine Schule der Zukunft schaffen – das war die Idee hinter diesem Neubau, der vom Land mit über acht Millionen Euro gefördert wurde. Einer der bisher höchsten Fördersätze des Landes für einen Schulneubau überhaupt. Und so kommt es, dass auch Landesbildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) bereits zum dritten Mal vor Ort ist, um sich den Baufortschritt anzusehen.
Im Frühjahr 2023 sollen die Schüler laut Stadtverwaltung spätestens hier einziehen, die im Rahmen von Kunst am Bau erschaffenen Möbel, die naturwissenschaftlichen Räume auf dem höchsten technischen Stand und die zum Sitzen konzipierten Treppenstufen in der lichtdurchfluteten Aula in Empfang nehmen. Der ursprünglich für Herbst 2022 angesetzte Einzugstermin werde aufgrund des Ukraine-Kriegs und seinen Auswirkungen vermutlich nicht eingehalten werden können, teilt Horst mit. Überhaupt soll die Schule nicht nur Lern-, sondern auch Lebensraum werden, erklärt Projektleiter Karsten Bohmann. Durch das gemeinsame Lernen und den zentralen Raum soll das Gemeinschaftsund Verantwortungsgefühl gestärkt werden, die Schüler dafür Sorge tragen, dass die Möbel intakt und die Toiletten sauber bleiben. Auch für ein selbstverwaltetes Kiosk im Eingangsbereich neben der Aula und einen Schulgarten auf dem begrünten Dach sei Platz eingeplant.
Ist der Neubau schon jetzt zu klein?
Ein Manko gibt es jedoch: Das Gebäude ist für 460 Schüler ausgelegt, das entspricht dreigliedrigen Jahrgängen. Allein die aktuell sechste Jahrgangsstufe der Pfrimmtal-Realschule plus besteht aber schon aus vier Klassen. ,,Bei den neuen fünften Klassen haben wir extra schon darauf geachtet, nur Schüler für einen dreigliedrigen Jahrgang aufzunehmen“, sagt Gnädig. Sollte ein Jahrgang mal größer ausfallen, gebe es zwar zusätzliche Kapazitäten. Sollte die Zahl der Schüler aber wider Erwarten in den kommenden zehn Jahren nicht wie von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) prognostiziert zurückgehen, könne man auch über einen Anbau nachdenken. Anders als bei den übrigen drei Wormser Realschulen plus sei dies dank der freien Flächen in der Umgebung der PfrimmtalRealschule plus problemlos möglich, erklärt Horst.